Die Schweinehaltung in Bayern findet fast ausschließlich in Familienbetrieben statt. Angefangen vom kleinen Nebenerwerbsbetrieb bis zu mittelgroßen Einheiten, wo die Familie durch fest angestellte Mitarbeiter unterstützt wird. In der bayerischen Produktion ist auch die Flächenbindung fest verankert, das heißt, dass der Landwirt den größten Teil des Futters auf seinen eigenen Feldern oder auf Ackerflächen von benachbarten Betrieben erzeugt.
Dadurch wird eine Kreislaufwirtschaft sichergestellt.
Großbetriebe, welche von Investoren gehalten werden und ausschließlich mit Fremdarbeitskräften arbeiten, sowie keine eigenen Flächen bewirtschaften und kein eigenes Futter erzeugen gibt es in Bayern so gut wie nicht.
Unterstützen Sie die bayerischen Familienbetriebe, indem Sie gezielt heimische Erzeugnisse kaufen.
Wir gewähren Ihnen offene und umfangreiche Einblicke in die moderne Schweinehaltung. Hier wird Ihnen der Weg der Tiere von der Ferkelerzeugung, über die Aufzucht bis hin zur Mast und zum Verbraucher erklärt.
Der Ablauf im Detail
- Ferkelerzeugung
- Schweinemast
- Weg zum Verbraucher
Nachwuchs für die Mast
Als Ferkelerzeugerbetriebe werden Betriebe bezeichnet, welche Sauen zur Erzeugung von Mastferkeln halten.
Die Mutterschweine werden in der Regel aus der Zuchtstufe (Vermehrungsbetriebe) zugekauft. Einige Ferkelerzeuger ziehen jedoch auch selbst Muttertiere nach. Das vorrangige Ziel der Ferkelerzeuger ist es möglichst viele gesunde Ferkel aufzuziehen.
Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen der Tiere an Haltung, Fütterung und Stallklima werden in der Ferkelerzeugung bzw. Sauenhaltung verschiedene Stallabteile und Funktionsbereiche unterschieden:
• Deckstall für zu besamende Sauen (und für Eber)
• Wartestall für tragende Sauen
• Abferkelstall für säugende Sauen
• Aufzuchtstall für Ferkel
Mit einem Gewicht von etwa 30 kg ziehen die Ferkel in den Maststall um.
Um die angemessene Stallgröße zu ermitteln wird die Anzahl der Zuchtsauen, die Belegungsdauer, die Größe der Sauengruppen und der Rhythmus in welchem die Gruppen durch die Stallbereiche wechseln berücksichtigt. So ergeben sich für einen Produktionszyklus je Tier Aufenthaltszeiten von etwa:
• 4 Wochen im Deckstall
• 12 Wochen im Wartestall
• 4- 5 Wochen im Abferkelstall
Funktionsbereich: Deckstall
Im Deckstall werden die künftigen Mutterschweine einzeln, in sogenannten Fressliegebuchten, mit Sichtkontakt zu den Artgenossinnen gehalten. Die durch Gitter getrennten Buchten verfügen über Einzeltröge und –tränken und sind im hinteren Bereich mit perforierten Böden ausgestattet. Diese Haltungsform bietet zwar wenig Raum, ist aber notwendig, um den Sauen Ruhe und Schutz nach der Säugephase zu gewähren.
Besonders in ihrer „Rauschezeit“ in welcher die Eizellen der Sauen reif zur Befruchtung sind, neigen die Tiere zum gegenseitigen Aufspringen. Um daraus resultierende Verletzungen zu vermeiden, ist die Einzelhaltung das geeignetste Mittel. Um die paarungsbereiten Sauen zu stimulieren, wird im selben Stall auch mindestens ein männliches Tier gehalten, welches sich auf den Gängen frei bewegen kann. Der Eber weiß instinktiv, wann der optimale Befruchtungszeitpunkt ist und identifiziert die entsprechenden Sauen für den Menschen. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen Deck-Eber. Die Tiere werden künstlich besamt.
Die Verwendung von Sperma, welches in "Eberstationen" gewonnen wurde, bringt erhebliche gesundheitliche Vorteile mit sich. Unter strengen hygienischen Vorschriften gewonnen und ausgeliefert, können durch den Samen Deckseuchen unterbunden und gleichzeitig eine größere genetische Vielfalt genutzt werden (Verhinderung von Inzucht). Nicht zuletzt entfällt so in den Ferkelerzeugerbetrieben das Risiko von Verletzungen durch aggressive Zuchteber.
Um zu prüfen, ob die künstliche Besamung zur Trächtigkeit geführt hat, wird nach ca. vier Wochen zur Diagnose die sehr unkomplizierte und sichere Ultraschalldiagnostik genutzt. Nicht tragende Sauen verbleiben weitere 21 Tage im Deckstall, bis sie erneut „rauschig“ werden. Tragende Sauen werden in den Wartestall verlegt.
Funktionsbereich: Wartestall
Die Tragzeit trächtiger Tiere beträgt im Schnitt drei Monate, drei Wochen und drei Tage. In dieser Zeit leben die Sauen in Gruppen im Wartestall. Seit Januar 2013 ist die Gruppenhaltung gesetzlich vorgeschrieben. Die Vorteile dieser Haltungsform sind der Bewegungsfreiraum und die Möglichkeit zu sozialen Kontakten zwischen den Tieren. Diesen Vorteilen gegenüber stehen aber auch einige negative Aspekte. Weil Schweine innerhalb einer Gruppe in einer ausgeprägten Rangordnung leben, kommt es anfänglich zu Rangkämpfen, bis eine soziale Hierachie hergestellt ist. Hier besteht für die Tiere Verletzungsgefahr. Vor allem die Fütterung in der Trächtigkeitsphase, in der einerseits die ungeborenen Ferkel mit ihrem Energiebedarf berücksichtigt werden müssen, andererseits jedoch auch einer Verfettung der Sau vorgebeugt werden muss, stellt an den Betrieb hohe Anforderungen.
Funktionsbereich: Abferkelstall
Ungefähr eine Woche vor dem Geburtstermin der Ferkel (Abferkeltermin) wird das Mutterschwein in den Abferkelstall verlegt. Auch in der freien Wildbahn ziehen sich Sauen in dieser Zeit von ihrer Gruppe (Rotte) zum Ferkeln (Gebären) zurück. Diese Absonderung entspricht also dem natürlichen Bedürfnis und bietet außerdem die Möglichkeit, die Sauen besser zu betreuen.
Aus Hygienegründen werden im Abferkelstall Spaltenböden (meist aus Kunststoff) verwendet, damit sich keine Exkremente ansammeln und der Stall sauber bleibt. Davon ausgenommen ist die Liegefläche unter der Sau und das "Ferkelnest". Durch den sogenannten Ferkelschutzkorb wird die Sau in ihrer Bewegung eingeschränkt, damit sie nicht versehentlich ihr Neugeborenes erdrückt.
Den etwa zwölf Ferkeln eines Wurfes wird bis zum Ende der Säugezeit ein Ferkelnest mit angenehmen 30–35 °C (Fußbodenheizung und/oder Wärmestrahler) geboten. Sauen bevorzugen hingegen eine deutlich geringere Temperatur von 16 - 18 °C. Bei Fütterung und Wasserzufuhr ergeben sich je nach Ferkelzahl sehr verschiedene Ansprüche in der Säugephase (hoher Energie- und Wasserbedarf), die für jede Sau individuell angepasst werden. Auch den Ferkeln wird spezielles Futter zur Verfügung gestellt, damit sie sich langsam an feste Nahrung gewöhnen können. Die übliche Säugezeit liegt zwischen 21 und 28 Tagen.
Anschließend werden die Ferkel von der Mutter getrennt und in die Ferkelaufzuchtställe überführt. Die Sau startet in einen neuen Produktionszyklus und wird wieder in den Deckstall umgesiedelt. Der Abferkelstall wird dann gründlich per Hochdruckreiniger gesäubert um für die nächsten Sauen in einem hygienischen und frischen Zustand zu sein.
Ferkelaufzucht
Ferkelaufzuchtställe (auch "Flatdeck" genannt) dienen der Aufzucht der Absetzer (den von der Muttersau abgesetzten Schweinen) zu Mastferkeln. Mit einem Anfangsgewicht von ca. acht kg werden die Ferkel mit Trockenfutter oder Brei in einem Zeitraum von sechs bis acht Wochen auf die Mast vorbereitet. Sie erreichen in dieser Zeit ein Gewicht von etwa 30 kg.
Die Temperaturen im Ferkelaufzuchtstall liegen bei ca. 30 °C am Anfang der Aufzucht und werden dann schrittweise auf 22 °C nach unten reguliert. Um den hohen hygienischen Ansprüchen gerecht zu werden, werden auch hier perforierte Böden (zumeist aus Kunststoff) verwendet. Der Landwirt muss vor allem darauf achten, dass Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung den Bedürfnissen des Tieres angepasst sind, denn das Immunsystem der jungen Tiere ist noch nicht vollständig ausgeprägt.
Deshalb darf es im Stall keine Zugluft geben. Auch der Ferkelaufzuchtstall wird vor jeder Neubelegung per Hochdruckreiniger gründlich gesäubert.
In Bayern werden derzeit ca.1,5 Millionen Mastschweine gehalten. Das bedeutet einen Selbstversorgungsgrad von ca. 82%*. Daraus ergibt sich in Bayern ein deutlicher Importbedarf.
In Schweinemastbetrieben werden Ferkel mit ca. 25 kg aufgestallt (in den aktiven Mastbetrieb übernommen) und bis hin zur Schlachtreife von ca. 120 kg geführt.
Die Schweinemast findet heute in hellen, gut klimatisierten Ställen statt. Größere Gruppen kommen hierbei dem Sozialverhalten der Tiere sehr entgegen.
Die Tiergruppen werden entsprechend ihrem Alter sortiert und gruppiert umso auf das jeweilige Temperaturbedürfnis optimal eingehen zu können. Auch die Futterzusammensetzung kann so an das jeweilige Tiergewicht bedarfsgerecht angepasst werden, was Tier und Umwelt schont. Mit moderner Fütterungstechnik ist es möglich den Masttieren über den Tag verteilt viele kleine Portionen zuzuführen. Dadurch haben die Tiere immer frisches Futter und der Organismus wird entlastet. Als Futterkomponenten dienen hauptsächlich eigens angebautes Getreide, Nebenerzeugnisse aus der Lebensmittelherstellung sowie Ölschrote und Mineral-und Vitaminergänzungsfuttermittel.
Die Haltung auf Spaltenböden hat sich seit den sechziger Jahren immer mehr durchgesetzt und weiterentwickelt. Sie trennt die Tiere fortlaufend von Ihren Ausscheidungen und garantiert so ein hohes Hygienelevel. Schweine sind auch in der Natur Hartbodenlieger. Traditionelle Haltungsformen griffen auf Einstreu zurück. Hier wurde Stroh zum Binden und Aufsaugen von Exkrementen sowie zur Wärmeisolierung verwendet. Schweine im eigenen Dreck und aufgeweichte Klauen waren häufig die Folge. Des weiteren bringt Stroh eine hohe Menge an Mykotoxinen (natürlich vorkommende Pilzgifte) mit sich, was die Gesundheit der Tiere stark gefährdet. Ein weiteres Problem von Strohsystemen ist der potentielle Befall mit Würmern und Endoparasiten. Die Umweltbilanz von Strohsystemen ist ebenfalls deutlich schlechter.
Das heutige Haltungssystem hat demgegenüber ganz klare Vorteile. Die Betriebe sind jedoch aktiv daran interessiert dieses ständig weiter zu verbessern, um den Tieren mehr Abwechslung und Beschäftigung sowie noch mehr Tierwohl zu bieten.
*Quelle Bayerischer Agrarbericht 2014
Zum Ende der Mast werden die Tiere von qualifizierten Transportunternehmen zu Schlachthöfen transportiert. Eine regionale Vermarktung gewährleistet hierbei möglichst kurze Transportwege. Moderne Schlachthöfe garantieren eine stressfreie Schlachtung. In Bayern wird ein Großteil der Schweine vom Schlachthof an regionale Metzger und Einzelhändler verbracht. Achten Sie doch beim nächsten Einkauf auf das Gütesiegel „Qualität aus Bayern“. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liegt in Bayern bei ca. 80%.
Wie auch bei der Herstellung anderer Lebensmittel, gibt es bei der Schweinehaltung ein strenges Qualitätssicherungssystem, das sogenannte QS- bzw. GQ-Siegel. Vom Ferkel bis zum Schlachtband ziehen sich strenge Kontrollen, um eine einwandfreie Qualität zu gewährleisten. Bei den Audits werden beispielsweise die Haltung, Dokumentation und Futtermittel usw. kontrolliert.
Unterstützen Sie die bayerischen Familienbetriebe, indem Sie gezielt heimische Erzeugnisse kaufen.