Schweinehaltung

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Schweinehaltung

Die Schweinehaltung in Bayern findet fast ausschließlich in Familienbetrieben statt. Angefangen vom kleinen Nebenerwerbsbetrieb bis zu mittelgroßen Einheiten, wo die Familie durch fest angestellte Mitarbeiter unterstützt wird. In der bayerischen Produktion ist auch die Flächenbindung fest verankert, das heißt, dass der Landwirt den größten Teil des Futters auf seinen eigenen Feldern oder auf Ackerflächen von benachbarten Betrieben erzeugt.
Dadurch wird eine Kreislaufwirtschaft sichergestellt.

Großbetriebe, welche von Investoren gehalten werden und ausschließlich mit Fremdarbeitskräften arbeiten, sowie keine eigenen Flächen bewirtschaften und kein eigenes Futter erzeugen gibt es in Bayern so gut wie nicht.

Unterstützen Sie die bayerischen Familienbetriebe, indem Sie gezielt heimische Erzeugnisse kaufen.

Wir gewähren Ihnen offene und umfangreiche Einblicke in die moderne Schweinehaltung. Hier wird Ihnen der Weg der Tiere von der Ferkelerzeugung, über die Aufzucht bis hin zur Mast und zum Verbraucher erklärt.

Der Ablauf im Detail

Fragen & Antworten

Multiresistente Keime aus dem Schweinestall?

Wenn von multiresistenten Keimen die Rede ist, wird meist das Bakterium Multiresistenter Staphylokokkus Aureus, kurz MRSA gemeint. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass von diesem Bakterium unterschiedliche Stämme existieren. Dadurch lässt sich die Herkunft des MRSA relativ sicher nachweisen. Erstaunlicherweise sind die Keime, die in Krankenhäusern gefunden wurden und werden, nur zu ca. 1% tierassoziiert. Der Großteil stammt hingegen aus den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen selbst. Die MRSA-Stämme aus der Tierhaltung sind zudem nicht für schwere Krankheitsverläufe verantwortlich. Auch weisen die Tier-MRSA nur selten Antibiotikaresistenzen für Medikamente auf, die auch in der Humanmedizin eingesetzt werden.
Noch wichtiger: Eine Besiedelung ist nicht gleichbedeutend mit dem Ausbruch einer Krankheit.

Dazu ein kleiner Ausflug zu unseren Nachbarn in den Niederlanden. Dort ist zwar die Schweinedichte und auch der Antibiotikaverbrauch pro Tier höher als in Deutschland, doch dort gibt es kaum Probleme mit MRSA in Krankenhäusern.
Woran liegt das? In niederländischen Krankenhäusern wird ein strenges Hygienemanagement  konsequent eingehalten. Schon in den 80er-Jahren erkannten die Niederländer das Problem der multiresistenten Keime und wurden aktiv. Somit haben die Niederländer das Problem bereits im Keim erstickt.

Werden in der Schweinehaltung Hormone eingesetzt ?

Nein, die Verfütterung bzw. die Gabe von Hormonen zur Leistungssteigerung ist seit Jahrzehnten in der EU verboten. In der Schweinemast werden entsprechend keine Hormone eingesetzt.
In der Sauenhaltung, also da, wo die Ferkel geboren werden, können Hormone bei Einzeltieren eingesetzt werden. Dies geschieht z.B., wenn es beim Geburtsgeschehen Probleme gibt.

Gut zu wissen: Die meisten Präparate werden in weniger als einem Tag im Körper der Tiere abgebaut. Die Einhaltung der entsprechenden Wartezeit verhindert mögliche Rückstände im Fleisch.
In gewissem Maße hat der Einsatz von Hormonen beim Menschen die gleichen Ziele wie die Verwendung in der Sauenhaltung. So können auch beim Menschen rund um den Geburtsvorgang Hormonpräparate eingesetzt werden.
In einem Punkt unterscheidet sich der Einsatz aber enorm : In der Sauenhaltung werden keine Hormone eingesetzt, die eine Schwangerschaft verhindern. In der Humanmedizin werden dazu Hormonpräparate wie die Anti-Babypille von Millionen von Frauen täglich eingenommen.

Wird für das verfütterte Soja Regenwaldbestand abgeholzt?

Ein Teil des Futters, das an die Tiere verfüttert wird, besteht aus Sojaextraktionsschrot. Dies ist ein Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Sojaölen nach der Entölung anfällt. Sojaöle werden für die Lebensmittelproduktion oder chemische Industrie verwendet. Eine starke Produktionsausweitung ergab sich aus der Beimischung von Ethanol zu fossilen Kraftstoffen vor allem in Südamerika.

Sojabohne und auch Zuckerrohr sind wichtige Rohstoffe dieses Biokraftstoffes. Entsprechend dem Bedarf stieg auch die Anbaufläche für diese Pflanzen. Anwohner und Rinderhalter wurden umgesiedelt und verdrängt. Zur Existenzsicherung und zur Erschließung neuer Bewirtschaftungsflächen wurden deshalb bisher nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen urbar gemacht und auch Abschnitte des Regenwaldes zu diesem Zweck gerodet.
Die europäische Tierhaltung als alleinigen Verursacher der Anbauausweitung in Südamerika zu bezeichnen entspricht nicht den Tatsachen, denn das an die Tiere verfütterte Sojaextraktionsschrot stellt eine sinnvolle Verwertung der Reststoffe aus der Sojaölproduktion dar.
Dieser Sojaschrot, der zu ca. 50 % in deutschen Ölmühlen gewonnen wird, ist eine hochwertige Proteinquelle für unsere Tiere! Zusätzlich setzen die deutschen Landwirte vermehrt auf europäische Eiweißfuttermittel, wie beispielsweise Rapsextraktionsschrot, mit welchen Sojaextraktionsschrot zumindest zum Teil substituiert werden kann. Im Jahr 2015 wurde erstmals mehr Rapsschrot als Sojasschrot in deutschen Ställen verfüttert!


Gut zu wissen:
Der Anbau von Soja in Mitteleuropa steckt noch in den Kinderschuhen. Das Zuchtmaterial muss noch weiter an die in Europa vorherrschenden klimatischen Bedingungen angepasst werden, sodass zumindest derzeit die Selbstversorgung mit europäischem Soja nicht praktikabel ist. Die klimatischen Bedingungen des amerikanischen Kontinents entsprechen den Anforderungen der Sojabohne bedeutend besser. Der Anbau von Sojabohnen, mit tendenziell geringeren Erträgen, wäre in Europa zwar grundsätzlich möglich, würde hier jedoch andere Kulturen, wie Getreide verdrängen, die unter unseren klimatischen Bedingungen höhere Erträge und damit eine höhere Wertschöpfung erzielen.

Würden sich Schweine in Freilandhaltung nicht deutlich besser fühlen?

Sich im Schlamm suhlende Schweine an der frischen Luft. Viele von uns stellen sich so die ideale Haltung der Tiere vor, welche später zum Verzehr geeignet sein sollen. Jedoch stehen diesen schönen Bildern diverse Risiken für die Gesundheit der Tiere und für die daraus resultierende Lebensmittelsicherheit gegenüber.

Parasitärer Befall und die Übertragung von Krankheiten und Seuchen (Salmonellen, Schweinepest, TBC, etc.) sind die Hauptprobleme mit denen die Freilandhaltung zu kämpfen hat.

Milben und Würmer verbreiten sich hier beinah ungehindert. Der Kontakt zu Wildtieren (z.B. Ratten, Wildschweinen) kann nicht  ausgeschlossen werden.
Dadurch können  Erkrankungen oder Befälle in extremer Geschwindigkeit ganze Landstriche und deren Tierpopulation gefährden. In umzäunten oder geschlossenen Stallanlagen können diese Risiken deutlich besser kontrolliert und eingedämmt werden.

Ein weiterer Nachteil der Freilandhaltung liegt in der Natur der Schweine begründet. Sie graben in ihrem „Revier“ und zerstören dadurch die natürliche Vegetation. Die Ausscheidungen der Tiere gelangen durch Regen in den Boden und potentiell auch ins Grundwasser. Auch dieses Risiko kann in der Stallhaltung durch entsprechende Ableitsysteme eliminiert werden. Zusätzlich können die in dieser Haltungsform anfallenden Ausscheidungen  sinnvoll im Ackerbau eingesetzt werden.

Die Stallhaltung dient also der Tiergesundheit und unterstützt den Erhalt der Umwelt.

Antibiotika – Einsatz ?

Mit Medikamenten werden ausschließlich kranke Tiere behandelt. Dies fordert das Gesetz und ist aktiver Tierschutz. Der Einsatz von Medikamenten ist streng geregelt und unterliegt gesetzlichen  Vorschriften. Zunächst muss ein Tierarzt eine entsprechende Diagnose stellen und ein Rezept für Medikamente ausstellen, mit welchen kranke oder verletzte Tiere behandelt werden dürfen. Ausserdem muss er dem Landwirt eine genaue Behandlungsanweisung aushändigen. Der Einsatz von Antibiotika ist seit Jahren stark rückläufig. Stattdessen werden in der Nutztierhaltung (ähnlich wie beim Menschen) spezielle Schutzimpfungen gegen alle relevanten Krankheiten angewandt. Dadurch und durch die Einhaltung von strengen Hygienevorschriften ist es gelungen, den Einsatz von Antibiotika seit Jahren immer weiter zu reduzieren.

Seit dem Jahr 2014 müssen Landwirte ihren Antibiotikaeinsatz an eine spezielle Datenbank melden. Die Daten werden ausgewertet und halbjährlich den Behörden und Landwirten zur Verfügung gestellt. Somit kann auf Auffälligkeiten sofort reagiert werden.

Auch über das QS–System (Qualität und Sicherheit) wird der Medikamenteneinsatz in deutschen Ställen dokumentiert und überwacht.

Außerdem ist der Einsatz von Antibiotika ein hoher Kostenfaktor. Daher ist es sowohl aus Sicht des Tierschutzes als auch aus Sicht der Wirtschaftlichkeit sinnvoll, gezielt nur kranke und verletzte Tiere zu behandeln.

Gut zu wissen:

Nach Angaben und Auswertungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist die Abgabe von Antibiotika an Tierärzte 2014 um 15% gegenüber 2013 verringert worden. Gegenüber der ersten Erfassung 2011 haben die Tierärzte 27%  weniger Antibiotika bezogen. Damit sind die Erfolge bei der Verringerung und Optimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung deutlich sichtbar. Dieser Weg wird weiter fortgesetzt werden.

Wieso werden die männlichen Ferkel kastriert?

Die Kastration von männlichen Tieren aller unserer wichtigsten Haustierrassen hat eine lange Tradition.
Werden z.B. männliche Pferde kastriert sind sie umgänglicher und leichter zu reiten.

Aus einem Hengst wird dann ein Wallach. Nur für die Zucht vorgesehene Pferde, werden nicht kastriert. Vereinzelt werden auch heute noch Rinder und Schafe zu Ochs bzw. Hammel kastriert und haben dadurch eine bessere Fleischqualität. Männliche Ferkel werden seit jeher kastriert, um zu verhindern, dass bei der Zubereitung von Schweinefleisch der unangenehme Ebergeruch entsteht. Fleisch mit ausgeprägtem Ebergeruch ist zwar nicht gesundheitsschädlich aber auch nicht genusstauglich.

Außerdem sind Eber wegen vermehrten Rangkämpfen und großer gegenseitiger Verletzungsgefahr schwieriger zu halten. Damit die Kastration für das Ferkel möglichst schonend ist, erfolgt sie wenige Tage nach der Geburt. Die Kastration erfolgt unter Schmerzausschaltung bzw. Vollnarkose. Beispielsweise wird das Narkosegas Isofluran verwendet. Dies wird sogar auch beim Menschen verwendet.

Werden die Tiere mit genügend Wasser versorgt?

Die Schweine haben zu jeder Zeit Zugang zu frischem Wasser. Es befinden sich in jeder Schweinebucht Tränken, die an die Größe der Tiere angepasst sind. Für jeweils 12 Schweine ist eine Tränke gesetzlich vorgeschrieben.

Außerdem befinden sich Tränkenippel in den Futtertrögen, damit die Tiere selbst entscheiden können, ob sie ihr Futter einweichen wollen oder nicht.
Das Wasser für die Tiere entspricht selbstverständlich der Trinkwasserqualität.