Zurück

Offen für ökologischere Landwirtschaftsförderung

HeimatLandwirte fordern von EU weniger Bürokratie und mehr Zuschüsse für Digitalisierung

Der Verein HeimatLandwirte, das Sprachrohr von rund 140 Landwirten aus Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz, ist offen für eine Umstellung der europäischen Landwirtschaftsförderung. „Wir können uns eine stärkere Verknüpfung der Förderung durch die Europäische Union an umweltschonende Bewirtschaftung als an die Größe der Fläche vorstellen“, sagte Alexander Haumberger am Freitag bei einem Informationsgespräch zur Europawahl in seinem Betrieb für Schweinemast und Ackerbau in Hohenthann. Gleichzeitig forderte er von der künftigen EU-Kommission einen deutlichen Bürokratieabbau und mehr Fördermittel für die Digitalisierung der Landwirtschaft.

Der Verwaltungsaufwand ist laut Haumberger einer der dringendsten Punkte, die auf europäischer Ebene verbessert werden müssen – vor allem, wenn Landwirtschaft und Gesellschaft gemeinsam mehr Umweltschutz erreichen wollen. „Wir Landwirte sind bereit, für noch mehr Ökologie zu handeln und Umstellungen vorzunehmen. Aber wir sehen auch die Gefahr, dass dadurch sehr viel Bürokratie und Mehraufwand entsteht, was angemessen kompensiert werden muss.“

Bereits jetzt erhalten die Landwirte Direktzahlungen der EU unter anderem als Ausgleich für Mehrkosten, die durch EU-Auflagen entstehen. Durch diese Vorgaben lägen zum Beispiel die Produktionskosten von Weizen um rund 200 Euro pro Hektar höher als außerhalb der Europäischen Union, erklärte Haumberger. Die Verbraucher profitierten von diesen Zahlungen, weil die Produkte sonst teurer verkauft werden müssten.

Eine weitere Säule der europäischen und bayerischen Landwirtschaftsförderung sind Zahlungen für Betriebe, die freiwillig an Umweltschutzprogrammen teilnehmen und dabei für den Mehraufwand entschädigt werden. Haumberger selbst erhält neben den EU-Direktzahlungen und einer Junglandwirteförderung Zuschüsse für die Gülleausbringung direkt in den Boden, das Mulchsaatverfahren zum Schutz vor Bodenerosion und die Anlage von Gewässerrandstreifen zum Schutz von Gewässern. Diese drei sogenannten Agrarumweltmaßnahmen (AUM) werden von den Landwirten in der Region am häufigsten umgesetzt. Dafür gibt es ein Lob vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Landshut: „Die Teilnahme an den AUM ist sinnvoll und die Maßnahmen werden von den Landwirten gut angenommen“, sagt Landwirtschaftsdirektor Rainer Heierth, Leiter der Förderabteilung.

Für die neue Periode der europäischen Landwirtschaftsförderung, die ab 2021 laufen soll, wünscht sich Haumberger mehr Unterstützung für die Digitalisierung auf Feldern und Bauernhöfen. „In der Industrie und vielen anderen Wirtschaftszweigen ist unbestritten, dass in den Wandel der Arbeitswelt auch mit staatlichen Zuschüssen kräftig investiert werden muss. Wir sehen diese Notwendigkeit auch in unserer Branche, um noch ressourcenschonender und verträglicher für Mensch und Tier wirtschaften zu können.“ Aber weil der Landwirtschaftsetat im neuen EU-Haushalt nach derzeitigem Stand um rund fünf Prozent sinken solle, sei hier auch politische Unterstützung notwendig.

Mit der geplanten Kappung der jährlichen EU-Direktzahlungen ab 100.000 Euro pro Betrieb hat Haumberger kein Problem: „Das würde bei uns kaum Betriebe treffen, weil wir in Bayern im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt kleinstrukturierte Einheiten haben. Wir stehen jetzt und auch künftig für familiengeführte Betriebe.“

 

Alexander Haumberger jr. nimmt freiwillig unter anderem an einem Umweltschutzprogramm teil, bei dem er für den Mehraufwand durch den Einsatz des bodenschonenden Mulchsaatverfahrens zum Schutz vor Erosion entschädigt wird.

 

Viele Landwirte wie Alexander Haumberger jr. bewirtschaften ihre Felder neben Gewässern wie einem Bachlauf (links) nicht bis zum Ufer, sondern lassen Gewässerrandstreifen stehen, damit zum Beispiel kein Dünger ins Wasser gelangt. Auch für diese Agrarumweltmaßnahme gibt es Zuschüsse.