Der Verein HeimatLandwirte, das Sprachrohr von rund 140 Landwirten aus Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz, hat mit einer Presserundfahrt am Montag über aktuelle Trends und Entwicklungen bei den Themen Artenschutz, Direktvermarktung, Waldwirtschaft und Düngeverordnung informiert. Bei Stationen auf und um den Erdbeerhof Attenkofer in Rammelkam/Kumhausen ging es um die Nachfrage nach Blühpatenschaften nach dem Volksbegehren zur Artenvielfalt, um die Ansprüche der Verbraucher beim Einkauf auf dem Hof, um die Folgen der geplanten Verschärfung der deutschen Düngeverordnung und um die Veränderung des Waldes durch den Klimawandel. Das Fazit: Blühpatenschaften sind ausbaufähig, in der Direktvermarktung macht’s die Frische, bei der Düngeverordnung droht ökologischer Unsinn und der Wald weicht wegen der Erderwärmung.
Das erfolgreiche Volksbegehren zum Artenschutz hat laut Franz Attenkofer, Inhaber des Erdbeerhofs Attenkofer, zwar viele Leute aufgeschreckt. Aber zum Handeln gebracht habe es nur wenige Menschen. Über den Bauernverband hat er in diesem Jahr vier Blühpaten gewonnen, die sich finanziell mit 50 Euro jährlich pro 100 Quadratmeter an der Bewirtschaftung von Blühflächen beteiligen und dafür regelmäßig per E-Mail über die Entwicklung der Blütenpracht informiert werden. Zwei Anmeldungen für das nächste Jahr liegen ihm vor. „Die Bereitschaft, selbst etwas für den Artenschutz zu tun, ist bisher weit hinter dem Zuspruch für das Volksbegehren geblieben, über das viele Unterzeichner die Verantwortung für den Umwelt- und Klimaschutz an die Landwirtschaft abschieben wollten“, sagte Attenkofer.
Er hält trotzdem am Anlegen von Blühflächen fest. Dafür wandelt er Gewässerrandstreifen in Wiesen mit heimischen Blumensorten um, weil es die Insekten von dort nicht weit zum wichtigen Wasser haben – den auch Bienen und Co. haben Durst. Ein erstes Ergebnis: Die Blühfläche auf seinem Hof, ehemaliges Brachland, das noch nie gedüngt wurde, explodiert regelrecht. Während die Blühstreifen am Rand seiner Felder unter Nährstoffmangel leiden. Attenkofer: „Es freut mich sehr, dass der Boden hier offensichtlich nicht überdüngt ist.“
Insektenbestand kann sich wieder aufbauen
Attenkofer betonte, dass es für die Landwirte von zentraler Bedeutung sei, zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. „Wir orientieren uns laufend an den neuesten fachlichen Erkenntnissen. Das war auch schon vor dem Volksbegehren so.“ Darum nimmt er seit 20 Jahren Flächen aus der Bewirtschaftung, um Gewässer zu schützen und Nahrungsquellen für Tiere am Waldrand zu schaffen. Außerdem betreibt er Gründüngung. Das ist der gezielte Anbau bestimmter Pflanzen zur Verbesserung des Bodens. Knackpunkt in Sachen Insektensterben war aus Attenkofers Sicht die Zulassung von Insekten-Nervengiften (Neonikotinoide) vor acht Jahren. „Sie wirken jahrelang und die Insekten verlieren durch sie die Orientierung. Nachdem diese Stoffe jetzt verboten sind, kann sich der Insektenbestand langsam wieder aufbauen.“
Attenkofer arbeitet nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch an der Direktvermarktung auf seinem Hof: „Wir wollen umweltschonend hochwertige Nahrungsmittel produzieren. Je näher der Verbraucher am Erzeuger ist, umso umweltfreundlicher kann er einkaufen.“ Er bietet im Sommer Beerenobst ab Feld und im Winter Christbäume an. Dabei richtet er seinen Betrieb so weit wie möglich nach den Ansprüchen der Kunden aus. „Die Verbrauchergewohnheiten haben sich total verändert. Es werden kaum mehr Obstvorräte wie in Form von Marmelade angelegt. Dafür werden öfter frische Beeren gegessen.“ Beim Christbaumverkauf sei die regionale Herkunft für die Kunden immer wichtiger geworden.
Erdbeeren und Wald sind bedroht
Doch Attenkofers Geschäft ist bedroht. „Uns wird prophezeit, dass es durch den Klimawandel in 20 Jahren keine Erdbeeren mehr geben wird“, sagte der erfahrene Obstbauer. Grund dafür seien zu hohe Temperaturen am Winterende und darauf folgende Spätfröste. Auch in der Waldwirtschaft, die in seinem Fall auf 54 Hektar stattfindet und knapp die Hälfte der gesamten Betriebsfläche ausmacht, sind die Aussichten düster: „Wir haben bereits zwei Drittel unseres Nadelwaldes von Fichte auf robustere Arten wie Tanne, Lärche, Douglasie und Laubholz umgebaut. Aber durch die Erderwärmung und zunehmende Hitze wird bei uns immer wieder Wassermangel herrschen. In 100 Jahren könnte unsere Region eine Steppe sein.“ Ob und wie lange bei sinkenden Grundwasserständen künftig noch Waldwirtschaft betrieben werden könne, sei nicht sicher.
Düngeverordnung mit Augenmaß
Das Beispiel des Erdbeerhofs von Franz Attenkofer zeigt laut Thomas Weigl, Vorsitzender der HeimatLandwirte, dass den Bauern selbst sehr viel am wirksamen Umwelt- und Klimaschutz gelegen ist: „Wir müssen und wollen unseren Beitrag leisten, damit unsere Lebensgrundlagen bewahrt werden.“ Umso unverständlicher sei für die Landwirte ein Teil der aktuellen Planungen für eine verschärfte Düngeverordnung in Deutschland. Besonders gravierend wären die Auswirkungen durch das Düngeverbot von Zwischenfrüchten, wie Georg Siegl, Vorstandsmitglied der HeimatLandwirte erklärte: „Der Anbau und die anfängliche Düngung von Zwischenfrüchten für ein gutes Wachstum ist der optimale Ansatz für die Bindung von CO2 im Boden, für Artenschutz, Grundwasserschutz, Erosionsschutz und den Humusaufbau.“ Das hätten zig Studien bewiesen und das habe sich auch beim wissenschaftlich begleiteten Grundwasserschutz-Pilotprojekt in Hohenthann gezeigt. „Das zu untersagen wäre ökologischer Unsinn und blinder Aktionismus. Dagegen laufen auch die Ökoverbände Sturm. Da muss die Bundesregierung nachbessern.“